Tafel 6: Biografie Clara von Rappard

Biografie Clara von Rappard

18. Mai 1857 geboren in Wabern/Bern. Tochter von Albertine von Rappard geb. Engell und Conrad von Rappard.

1861 erste Mal- und Zeichenversuche

1864 erstes Skizzenbuch.

1868 erster Zeichenunterricht in Meran. Dann täglicher Zeichenunterricht beim Ungarn Döme Skutzesky: Landschaften, Interieurs, Kopieren, Kopf- und Figurenstudien, sowie kunstgeschichtlicher Unterricht in Venedig.

1869 erste Stillleben in Öl. Im April Besuch einer «Zeichenschule» in Berlin.

1870 im März Modellieren beim Bildhauer Eduard Lürssen in Berlin, im Sommer Aneignung der Sepiatechnik und Ölmalerei. In Italien im Herbst und Winter eingehende Beschäftigung mit den Alten Meistern. Ab November Zeichenunterricht bei Heinrich Dreber in Rom: Kopien und Landschaftsstudien. Illustriert selbsterdachte Geschichten.

1871 Reise nach Neapel, beschäftigt sich mit Pompej und dem Herculaneum. Illustration von Gedichten Paul Heyses und Alfred Tennysons. Bekanntschaft mit Adolf Menzel in Berlin. Besuch des Ateliers der Historienmalerin Antonie Volkmar, Aktzeichnen bei Carl Constantin Heinrich Fr. Steffeck.

1872 Besuch der Dresdner Gemäldesammlung, der Kasseler Gemäldegalerie, der Alten Pinakothek in München. Angeregt von Lübkes Architekturgeschichte Entwurf eines Palastes. Reise nach Neapel.

1873 Nach Interlaken über Florenz, wo sie täglich unter den Anleitung von Anna Susanna Fries kopiert, zeichnet und in der «Specula» nach Wachsfiguren studiert. Gewand- und Modellstudien. Erstes Portrait in Tempera. Im Herbst Aufenthalt in Hannover und tägliches Studium bei Friedrich von Kaulbach und Lilly Wallenhausen: Anatomie, Kopien, Portraits, Aktzeichnen und verschiedene künstlerische Techniken.

1874 Studium im Atelier Antonie Volkmars in Berlin, erstes Selbstbildnis. Erstes Portrait des Vaters unter Anleitung Kaulbachs in Hannover. Orientreise mit zahlreichen grossartigen Eindrücken, Rückfahrt über Athen.

1875 Aktstudium in einer Berliner «Damenzeichenschule». Beim Sommeraufenthalt in Interlaken entstehen zahlreiche Kohle- und Kreideportraits. Die Historienmalerei wird zum erklärten Ziel. Herbst in Hannover und Berlin, Kaulbach übt Kritik an den Portraits und rät ab, zu diesem Zeitpunkt den selbständigen Weg als Malerin einzuschlagen; Krise, die erst mit Anmeldung in der Damenklasse bei Carl Gussow an der Berliner Akademie nachlässt. Grosse Fortschritte, lernt Köpfe in der Fläche und als Mosaik von Licht- und Schatten zu zeichnen. Erste lebensgrosse Studienköpfe in Öl. Besuch beim Akademiedirektor Anton von Werner, Besichtigung des Proklamationsbildes.

1876 Anatomieunterricht im Kunstgewerbemuseum, Aktstunden in der Künstlerinnenschule, evtl. dem «Verein der Berliner Künstlerinnen». Setzt sich mit der Frage der Zulassung der Frauen zum Kunsthochschulstudium auseinander. Steigerung des Malpensums, Erschöpfungszustände und mehrwöchige Kur in Bad Elster. Besuch der Münchner Kunst- und Industrieausstellung, sieht dort die deutschen Modernen. Wieder in Interlaken fühlt sich Clara «für die Kunst bestimmt», sieht die Motive nach Licht, Schatten und Farben aufgegliedert. Besichtigung der Stuttgarter Kunstschule, wo Männer und Frauen zusammen studieren. Nun im Berliner Meisteratelier von Carl Gussow, vor allem Akt- und Portraitstudium. Die Damenklasse ist «toll vor Ehrgeiz». Im Dezember erklärt Gussow die Selbständigkeit der Künstlerin. Auf der Silvesterfeier bei Anton von Werner vergebliche Bemühung um Anatomieunterricht für Frauen an der Akademie.

1877 Hört erstmals von Max Klinger.

1878/79 Sommer und Winter in Interlaken.

1880 München, Prag und Wien, evtl. Englandaufenthalt. Beginn mit der Freilichtkunst.

1881 Tod Conrad von Rappards. Würzburg und Studien nach Tiepolo, Begeisterung für Böcklin

1882 Nordseeaufenthalt. Ausmalung der Rugenvilla mit Reisemotiven, Winter in Berlin, wohnhaft bei Gräfin Oriolla, nimmt am Hofzeremoniell der Silbernen Hochzeit des Kronprinzenpaares teil, kritische Einstellung.

1884 Austritt aus der überfüllten Damenklasse von Gussow, gelegentliche Korrektur durch den Lehrer. 15 Illustrationen zum Alpenmärchen «Vreneli» von Albertine von Rappard.

1885 London und Paris, begeistert sich für Reynolds und Landseer, identifiziert sich mit den Modernen auf dem Pariser Salon: Eugène Burnand, Fantin-Latour, Puvis de Chavannes, Suzanne Valadon, Therese Schwartze und Léon Bonnat. In Interlaken Treffen mit dem Ehepaar Grimm und Menzel, Menzel lobt ihr Naturstudium. Winter in München, Besuch der Künstlerinnenschule des Bildhauers Johann Christoph Roth. Zahlreiche Kohlearbeiten.

1886 Kontaktaufnahme zur Münchner Künstlergenossenschaft, gibt mit Feodor Flinzer ein Kinderbuch heraus.

1887 England, Antwerpen und Amsterdam, Begeisterung für Rembrandt. Im Sommer Besuch bei Böcklin, zeigt ihm das Werk «die Seele», die Anklang findet. Böcklin weiht in seine Farbpalette ein.

1888 Venedig und Trinidad. Liest Nietzsche und Schopenhauer.

1889 München, Pariser Weltausstellung, Köln. Italien, in Rom Zeichnungen in einem Irrenhaus, evtl. bei Carl Stauffer-Bern.

1891/92 Besuch im Berliner Atelier von Menzel, zeigt verschiedene Illustrationsarbeiten in Kohle. Immer stärkere Zuwendung zur Natur und Abkehr von den Alten Meistern. Zweite Goldene Medaille auf der «German Exhibition» in London.

1893 Zunehmende Kopf- und Herzschmerzen. Reise durch Deutschland. Clara Schumann zieht nach Interlaken, freundschaftlicher Kontakt.

1894 Kur in Montreux, Winter in Berlin. Zwei Temperapanneaux für das Chalet Schumann zum Thema der heiteren und tragischen Musik.

1895 Ausmalung des Treppenhauses der Villa von Dr. Leo Gans in Frankfurt/M. Zunehmende Erschöpfungszustände.

1896 Verschlimmertes Krankheitsbild: Zittern, Herz-, Kopf- und Gliederschmerzen, medizinische Kur durch Dr. Robert Vogt, hypnotische Behandlung durch Prof. Forrel in Zürich. Besuch der Malerin beim Landschaftsmaler Eugène Burnand, Beginn einer Künstlerfreundschaft. Wechsel zwischen fieberhafter künstlerischer Arbeit und nervöser Erschöpfung.

1897 Herausgabe der Mappe «Studien und Phantasien» mit Zeichnungen im Kunstdruck im Münchner Bruckmann-Verlag

Ab 1900 Eingeschränkte künstlerische Tätigkeit, Kuraufenthalte in Montreux. Grosse goldene Medaille auf der «Women´ s International Exhibition» in London. Mitglied im Berliner Künstlerinnenverein, Mitbegründerin der Sektion Bern der «Gesellschaft Schweizerischer Künstlerinnen». Verkaufsangebot zahlreicher Arbeiten auf Ausstellungen. Künstlerfreundschaft mit Emil Werner Engel.

12. Januar 1912 Tod durch Lungenentzündung im Victoria Spital in Bern

Tafel 6: Biografie Conrad von Rappard

Biografie Conrad von Rappard

19.8.1805 geboren in Unna.

1823-1827 Jurastudium

1827-1834 Jurist in Potsdam, Zehdenick und Posen

1838 Aufnahme im Dichterkreis «Tunnel über der Spree»

ab 1838 Landrichter und Regierungsstatthalter in Altlandsberg/Berlin, grosses Engagement im Braunkohletageabbau. Erwerb der Rittergüter Glambeck und Osdorf bei Berlin. Verheiratet mit Franziska Richter, drei Söhne. Scheidung in der Schweiz.

1848 Mitglied in der linksliberalen «Westendhalle», Frankfurter Parlamentsmitglied, auch Mitglied des Stuttgarter Rumpfparlaments. 1849 Haftbefehl wegen verräterischer Umtriebe, Flucht in die Schweiz Bürger der Gemeinde Gerlafingen/Solothurn.

1850 Erwerb des Guts Mariafeld/Zürich, naturwissenschaftliche Studien. Erforscht die später nach ihm benannte «Synapta Rappardi» aus der Südsee, Doktortitel. Mitbegründer des Instituts für Mikroskopie «August Menzel&Co.» in Zürich.

1853 Gründung des Engellschen Instituts für mikroskopische Präparate und Mikroskopierschule in Wabern bei Bern.

1854 Erwerb der Anlagen am Giessbach und Bau des ersten grossen Hotels, das aufgrund der bengalischen Beleuchtung des Giessbachs zur weltweiten Touristenattraktion wird. Versuch, die Dampfschifffahrt auf dem Brienzer See einzurichten; Scheitern des Projektes durch technische Mängel.

1855 Scheidung von der ersten Ehefrau Franziska

1856 Ehe mit Albertine geb. Engell, 1857 Geburt der Tochter Clara

1858 Umgestaltung des Rugen zum Aussichtspark mit Ringweg, Trinkhalle und Aussichtspunkten. Projekt einer grossflächigen Kuranlage. Errichtung der Villa Rugen am Südhang.

Ab 1866 verantwortlich für verschiedene Gruben und Steinbrüche im Berner Oberland

1871 Begnadigung durch Kaiser Wilhelm I., ab da Mitglied im Preussischen Reichstag Unterhalt einer Stahlgussfabrik und verschiedener Steinbrüche im Ruhrgebiet

17.6.1881 Tod durch Herzschlag, Grabstätte am Rugen

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